Sonntag, 9. März 2008

Wenn ich an Pater Kentenich denke

Wenn ich an Pater Kentenich denke, dann habe ich ein ganz warmes Gefühl im Herzen. Ich fühle mich ihm verbunden, kann mich ihm mit dem, was mich gerade beschäftigt, anvertrauen und kann mit ihm innerlich reden. Ich weiß ihn ganz an meiner Seite – anteilnehmend, bestätigend, ermutigend. Er freut sich an meinem Tun und Leben. Davon bin ich innerlich überzeugt.

Woher das kommt? Wie das gewachsen ist?
Als ich 1955 mit 17 Jahren in Kontakt mit Schönstatt kam, begegnete ich einer sehr schwierigen Situation dort. Der Gründer war seit 1952 von seinem Werk getrennt und hielt sich unfreiwillig in Milwaukee/USA auf. Die Patres, die für uns Jugendliche da waren, riefen uns auf, durch unser Gebet und Opfer daran mitzuwirken, dass P. Kentenich wieder nach Schönstatt zurückberufen würde. Dafür ließen wir uns begeistern und boten uns und unser Leben der Gottes-mutter an. Der Gründer war uns ganz nahe aufgrund dieser Situation – obwohl wir ihn nie gesehen und life erlebt hatten. Die erwähnten Patres hatten ihn uns nahe gebracht.

Besonders eindrücklich und wichtig wurden für uns einige Tage, die wir mit einem früheren Mitgefangenen von P. Kentenich in Dachau erleben durften. Dieser Priester ging mehrere Tag hindurch mit uns an verschiedene Orte im Konzentrationslager und erzählte uns, was damals dort geschehen war – weniger die Gräueltaten, sondern welche Erlebnisse er dort mit dem Gründer gehabt hatte. Das war für unseren weiteren Glaubensweg ganz wichtig.

Als ich ihn dann später kennenlernen und mich ihm auch einmal persönlich anvertrauen konnte, ging er einfühlsam auf mich ein und gab mir wertvolle Hinweise für meinen weiteren Lebensweg. In einem Exerzitienkurs 1966 für uns Patres hatte ich mich auch für eine persönliche Aussprachezeit eingetra-gen. Ich legte ihm meine Zweifel in Hinblick auf meinen Priesterberuf dar. Er fand nur ermutigende Worte. - Als ich bei einer anderen Gelegenheit in den Anfangsjahren der Kaplanszeit mal ganz verzweifelt war, bekam ich einen Termin, mit ihm alleine zu Mittag zu essen. Ich schilderte ihm meine Not. Da sagte er nur: „Da fühlen Sie sich blamiert!“. Ich erlebte mich so tief verstan-den und aufgehoben, dass ich gar nicht mehr weiter davon sprechen brauchte. Das Problem war jetzt nicht mehr so schlimm. Er wusste davon. Ich konnte damit umgehen. Er hatte mich verstanden!

Gerne lese ich in seinen Vorträgen. Seine Darlegungen sind mir Richtung und Orientierung. Ich kann mich weiterhin gerne ihm anvertrauen. Wenn ich einmal in der Woche für eine halbe Stunde an seiner Sterbestelle – beim sogenannten ‚Gründergrab’ – bin, versuche ich ihm mein Tagewerk zu erzählen und gehe dann erleichtert wieder weg.